Fridolin, der kleine Waldkauz
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Fridolin, der kleine Waldkauz
Manchmal passieren ja urplötzlich Dinge, mit denen man einfach nie gerechnet hätte.
Nichts Böses ahnend liefen meine Mutter und ich heute mit Hardy an der Schleppleine durch den Wald. Und während Hardy seine Nase in den Wind hielt, weil zuvor ein Hase den Weg gekreuzt hatte, schaute ich nach rechts, zum Wegesrand und dachte, ich hätte wieder eine von diesen komischen Fatamorganas. Aber nachdem das, was ich sah, auch nach mehrmaligem Blinzeln noch da war, war ich mir sicher, es ist doch keine Einbildung. Am Wegesrand saß ein Eulenkind.
Einfach so.
Meine Mutter band Hardy erstmal in etlicher Entfernung an einen Baum und wir schauten aus der Nähe. Wir wogen ab, was nun zu tun sei, denn der Kleine sah etwas komisch aus. Jedenfalls zu flauschig und zu jung, um bei Tag einfach so mitten im Wald auf dem Boden und dann noch direkt neben einem Weg zu sitzen. Er war auch gar nicht scheu, sondern machte einen ganz kümmerlichen Eindruck. Wir schauten uns um, aber ein Nest, eine Höhle oder ein Nistkasten waren nirgends zu sehen.
Ich rief kurzerhand die Auskunft an und bat um eine Verbindung zu einer Wildtierstation. Hier im Umkreis gab es keine. Ich bat also um die Verbindung mit einer Mitarbeiterin des hiesigen Tierheimes, die ich schon seit meiner Kindheit kenne. Leider war diese nicht erreichbar.
Meine Mutter und ich wogen ab: Anfassen oder nicht? Und wenn ja: Mitnehmen oder dort lassen? Ist der Kleine verletzt? Wenn ja, wäre es sein Todesurteil, ihn dort zu lassen. Aber auf Verletzungen untersuchen ohne ihn anzufassen ging auch nicht. Nach einer Weile entschlossen wir uns, ihn mit zu nehmen und Zuhause die Nummer eines Experten zu ergoogeln und Rat einzuholen.
Als ich den kleinen Kerl hoch hob, wehrte er sich nicht, sondern ließ alles über sich ergehen. Er war ganz kalt. In Ermangelung besseren Wissens schob ich ihn einfach in meine Jacke, was ihm sichtlich gut gefiel. Sein Herzchen schlug kräftig und gleichmäßig. Wir eilten nach Hause.
Dort angekommen recherchierte meine Mutter nach den Nummern verschiedener Experten für Eulenvögel im näheren Umkreis. Ich untersuchte den kleinen Kerl, den ich inzwischen Fridolin getauft hatte, soweit wie es ging. Flügel und Beinchen waren unverletzt, den Kopf drehte er zögerlich, aber ganz normal. Die Augen waren etwas trübe, aber schließlich sind Eulen nachtaktiv und es war mitten am Tag. Reflexe waren alle vorhanden und die Kloake sah auch normal aus. Fridolin stank ganz ordentlich nach Mäusekadaver. Er hatte also vor noch gar nicht allzu langer Zeit was gefressen.
Der erste Experte, den ich anrief, war nicht zu erreichen. Der zweite und dritte sagten mir dann beide dasselbe: Es handele sich um einen jungen Waldkauz. Waldkäuze haben die Angewohnheit, ab der 3. Woche aus dem Nest zu plumpsen und sich dann auf dem Boden aufzuhalten oder mit ihren scharfen Krallen auf den nächsten Baum zu klettern. Sobald die Dämmerung eintritt, kommen dann Mommy und Daddy und füttern die Jungtiere.
Nun ja, woher soll ein Laie sowas auch wissen?
Die Experten beruhigten uns und meinten, es sei nicht schlimm, dass wir ihn angefasst hätten. Sobald sie das Nest verließen, würden die Jungtiere mit vielen fremden Gerüche in Kontakt kommen. Das würde die Eltern aber nicht davon abhalten, sie weiter zu versorgen. Wir sollten uns keine Gedanken machen und ihn einfach dorthin zurück bringen, wo wir ihn gefunden hätten. Nur etwas geschützter und besser versteckt absetzen. Am Besten auf einen Ast.
Zunächst bezweifelte ich, dass Fridolin sich auf einem Ast würde halten können, aber dann testeten wir das aus, indem wir ihn auf die Hand setzten. Fachmännisch... äh... fachkauzisch tarierte er sein Gewicht aus und saß wie ne Eins!
Dann brachen wir wieder auf. Fridolin wieder in meiner Jacke, denn dort gefiel es ihm sichtlich am Besten. Er kuschelte sich richtig hinein. Es war ja heute auch echt kalt. Und wenn man sozusagen "frisch" aus einem Nest kommt, ist es an einem Tag wie heute bestimmt richtig frostig. *bibber*
An der Stelle angekommen, schauten wir uns erstmal um. Irgendwo musste doch eine Höhle in einem Baum sein. Aber wir fanden einfach nichts. Wir erweiterten den Suchradius. Und ungefähr 60 m von der Stelle, wo wir ihn gefunden hatten, war ein Eulennistkasten an einer Buche befestigt. Zunächst dachten wir, er sei unbewohnt. Doch darunter fanden wir schließlich Gewölle. Ja, der Kasten wurde offensichtlich von Eulenvögeln bewohnt!
Einen Baum weiter wollten wir Fridolin auf einen Ast setzen. Inzwischen war er auch richtig munter geworden.
Aber wir konnten den Kleinen einfach nicht davon überzeugen, sich auf einen Ast zu setzen. Immer, wenn er gerade dort saß, hüpfte er wieder herunter, auf meinen Arm oder meine Schulter. Schlussendlich versuchte er sogar, selbstständig in meine Jacke zurück zu schlüpfen.
Ich sage euch, so kleine Fusselbälle können es einem manchmal echt schwer machen.
Schließlich saß er aber doch auf einem Ast, ließ sich dann aber mit ausgestreckten Flügeln auf den Boden gleiten. Aha, so war er also von seinem weit entfernten Nest an den Rand des Weges gekommen - er war gesegelt.
Am Fuße des Baumes gab es eine Mulde, dort landet er und verkrümelte sich zwischen tiefem Laub und Buchenschößlingen. Gut getarnt und von keinem Weg aus sichtbar.
Wir rieten ihm zum Abschied, sich stets von allen anderen Tieren fern zu halten, die größer sind als er und vor allem von Menschen und Autos. Und dass er gut auf sich aufpassen und groß und stark werden soll. Dann verließen wir ihn. Schweren Herzens, wie ich zugeben muss und eine kleine Träne musste ich auch wegzwinkern.
Drückt die Daumen, dass Fridolin es schafft und eines Tages ein großer, starker Waldkauzpapa wird.
Ja... so war mein Sonntag.
Re: Fridolin, der kleine Waldkauz
Ein süßer Fratz.
Natürlich drücke ich Fridolin die Daumen, dass er gut über die Ruden kommt und seine Eltern ihn finden und versorgen werden.
Natürlich drücke ich Fridolin die Daumen, dass er gut über die Ruden kommt und seine Eltern ihn finden und versorgen werden.
lealeena- Anzahl der Beiträge : 593
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Re: Fridolin, der kleine Waldkauz
Meine Cousine wurde von ihrem Papa immer Ühlchen genannt, weil sie durch die Brille auch so große Augen hatte. Und sie bekam dann eine Eule von Steiff, die sah genau so aus wie Fridolin.
Einfach putzig der Kleine. Hoffentlich kommen Papa und Mama heute Nacht und wärmen ihn. Gehst Du morgen wieder nachgucken?
Einfach putzig der Kleine. Hoffentlich kommen Papa und Mama heute Nacht und wärmen ihn. Gehst Du morgen wieder nachgucken?
Re: Fridolin, der kleine Waldkauz
Einerseits will ich unbedingt. Andererseits denke ich mir, dass es sich kontraproduktiv auswirken könnte, wenn da mitten im Wald andauernd einer rumlatscht.
Re: Fridolin, der kleine Waldkauz
Der hat dir ja ordentlich in die Hand gekratzt Aber ein richtig süßer Kerl! Hoffentlich wird er groß und stark und lernt es, nachts zu rufen, um kleinen Kindern bei der Nachtwanderung einen Schrecken einzujagen
Gast- Gast
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