Inti Versuch von fremden Ratten 2.0

So da mir vor über einer Woche in paar Tipps gegeben wurde, wie ich meine Notunterkunft Ratten doch noch aneinander gewöhnen könnte, hab ich heute den Schritt gewagt.
Eigentlich wollte ich es schon letzte Woche Mittwoch machen, zusammen mit ihrer Besitzerin. Als ich allerdings zuerst auf Samstag vertröstet wurde und sie auch dann nicht kam, sich nicht mal meldete, bisher, habe ich einen neuen Versuch ohne sie gestartet.

Wie mir geraten wurde, habe ich die zwei Rattenkäfige in unterschiedlichen Zimmern untergebracht, damit sie sich nicht mehr permanent riechen und sehen. Sie haben in den jeweiligen Zimmern, in denen meine zwei Jungs noch nie waren, ihren eigenen Auslauf bekommen.

Offenbar hat das etwas genützt!
Als ich heute meinen Flur absperrte und die Alte Dame zu den jungen Hoppsern setzte, hat sie nicht wie zuvor sofort geborstelt. Sie schien mir viel entspannter, vor allem auch, weil die Mädels nicht alle gleichzeitig auf sie zukamen. Die waren nämlich noch damit beschäftigt, alle Ecken zu erkunden. Das haben sie dann quasi gemeinsam gemacht. Zwischendurch auch aneinander geschnüffelt und dann sind sie wieder weiter gezogen. Einen Moment lang dachte ich, dass die alte Dame wieder einen Rappel bekommen würde, als sie von der Jüngsten (die sie schon einmal halb tot gebissen hatte), geputzt wurde. Hat die aufgestellten Haare aber wieder fallen lassen, als sie sich entfernte. Insgesamt waren sie heute 10 Minuten zusammen. Ohne Kämpfen, ohne Fauchen oder Quieken und mit geringem Borsteln.

Zwei der jüngeren Ratten sind mir zwar hin und wieder die Beine hochgeklettert, da ich still im Auslauf stand, um eingreifen zu können, aber es sah nicht nach Flucht aus, wie bei ihrem letzten Zusammentreffen.
Wir werden das morgen natürlich wiederholen und die Tage danach.

Bin ich jetzt zu euphorisch, dass heute alles gut gegangen ist, oder denkt ihr auch, ich komme mit den Fünf auf den richtigen Weg?

Das hört sich nach einem super Inti-Neustart an.
Dass beim Putzen etwas geborstelt wurde, ist normal. Das Putzen während der Inti ist eine Dominanzgeste. Und dass eine ältere Ratte sich ungern von einer jüngeren dominieren lässt, kann man sicher verstehen.

Aber genau das wird in den nächsten Tagen die zu bewältigende Aufgabe für die Mädels sein: Eine Rangfolge zu finden.

Mach also ruhig so weiter, bleib entspannt und wenn es morgen auch wieder so läuft, kannst du ja probehalber mal Babybrei, Joghurt oder was sie sonst gerne mögen in einer großen Schüssel oder auf einem Teller anbieten. Freundschaft geht bei Ratten oft durch den Magen - gerade bei Mädels.

Lass ihnen Freiraum und wenn du merkst, sie sind zu arg gestresst, brichst du für den jeweiligen Tag ab und machst am nächsten Tag weiter. Lass dich von eventuell noch aufretendem Gefauche oder Gequieke nicht entmutigen - das gehört dazu.

Du machst das ganz hervorragend.

Ja, ich war echt misstrauisch in dem Moment und gedanklich in Versuchung, die Kleine da weg zu holen. Den Gedanken, selber der älteren Ratte Freiraum zu verschaffen, musste ich öfter beiseite schieben.

Aber schließlich soll sie selbst mit den anderen auskommen und die müssen im Gegenzug ja lernen, dass die Alte sich wehrt, wenn man ihr zu sehr auf die Pelle rückt oder sie unterdrückt und sie es nicht will...

Morgen schau ich mal, ob zwei Freundinnen (Eine davon hat selber Ratten und kennt die fünf Damen auch schon) einspannen kann, die dann von zwei angrenzenden Zimmern zuschauen. Oder sollte ich das besser lassen, fremde Personen in der Nähe zu haben?

Nach zwei Tagen schon mit Futter probieren?
Also aus dem ersten Instinkt heraus hätte ich mindestens eine Woche gewartet.

Bei Stress im Sinne von Flucht?
Ich bin mir nämlich immer unsicher, wie ich bestimmte Verhaltensweisen deuten soll und da ja Fauchen und Borsteln schon dazu gehört, habe ich Bedenken entweder sie zu früh oder zu spät wieder zu separieren. Beziehungsweise ist es denn schlimm, wenn ich ein wenig vorsichtiger bin und sie eher früher trenne?

Aber vielen Dank Anna, für deine ermutigenden Worte.
Ich weiß es sehr zu schätzen

Nach zwei Tagen schon mit Futter probieren?
Also aus dem ersten Instinkt heraus hätte ich mindestens eine Woche gewartet.

Mal so gefragt: Was soll passieren? Entweder, sie ignorieren das Fressen oder sie futtern es auf. Demzufolge kannst du also damit nix falsch machen.

Morgen schau ich mal, ob zwei Freundinnen (Eine davon hat selber Ratten und kennt die fünf Damen auch schon) einspannen kann, die dann von zwei angrenzenden Zimmern zuschauen. Oder sollte ich das besser lassen, fremde Personen in der Nähe zu haben?

Ich glaube nicht, dass fremde Leute irgendwas ausmachen oder verändern. Während der Inti ist eh alles stressig. Da sind ein paar neue Gerüche mehr oder weniger sicherlich nicht weiter ausschlaggebend. Solange die Freundinnen nicht Samba tanzend und Trillerpfeifen pfeifend durch deine Wohnung rennen, dürfte das nichts ausmachen.

Ich bin mir nämlich immer unsicher, wie ich bestimmte Verhaltensweisen deuten soll und da ja Fauchen und Borsteln schon dazu gehört, habe ich Bedenken entweder sie zu früh oder zu spät wieder zu separieren. Beziehungsweise ist es denn schlimm, wenn ich ein wenig vorsichtiger bin und sie eher früher trenne?

Nein, das ist es nicht.
Nur mitten in einem Kampf - sollte einer entstehen - solltest du nicht eingreifen. Nur dann, wenn Blut fließt oder Fellfetzen durch die Gegend fliegen bzw. sich ein "Rattenball" bildet.

Wenn sie sich schubsen und quieken und fauchen und borsteln und das alles gleichzeitig, dann gehört das dazu und muss von ihnen selbst beendet werden.

In der Natur ist es so: Zwei Ratten kämpfen und wenn der Unterlegene aufgibt, flieht er.

Wenn du jetzt also eine von den beiden kämpfenden Ratten wegnimmst, dann fühlt der andere sich als Sieger, obwohl er das vielleicht gar nicht ist. Das kann die Sachlage also durchaus verschlimmern.

Denn Wissenschaftler fanden heraus, dass jene Ratte das Rudeloberhaupt ist, welche die meisten Rangkämpfe gewonnen hat. Wenn der Mensch sich einmischt, wird das "Endergebnis" sozusagen verfälscht und es kommt eventuell zu ernsthaften Beißereien.

Deswegen bitte nur dann trennen, wenn ernsthafte Verletzungen zu erwarten sind. Für jemanden, der noch nicht viele Intis durchgeführt hat, ist das immer sehr schwer abzuschätzen, ich weiß.

Ich hätte her bedenken, dass es dann erst recht zu ernsteren Kämpfen kommt wegen Futterneid oder so was in der Art.

Und nein, die beiden werden still wie die Mäuschen sein, falls ich sie dafür begeistern kann, ein paar Augen zusätzlich auf die Gruppe zu werfen.

Uh ja das kannst du laut sagen, dass das schwer abzuschätzen ist. Ich kenne ja nur die gelegentlichen (eher lautstarken, als wirklich ernsten) Boxereien von meinen Jungs.
Aber ich hoffe, dass die zwei Freundinnen mir auch ein wenig Ruhe einbringen, selbst wenn es zu einem Kampf kommen sollte. Zumindest wäre ich dann nicht komplett alleine, wenn was passiert. (Meine größte Angst übrigens: Dass ich im Ernstfall allein eine Entscheidung treffen muss und dann was extrem falsch mache.)

Die können dann zwar auch nicht mehr tun als ich, oder schneller zu einer Tierklinik, da wir alle kein Auto haben und auf Bus angewiesen sind, aber meist fühlt Mensch sich auch wohler in der Gruppe

Also beim letzten Mal, als ich eingegriffen habe, ging es recht schnell. Ob es ein richtiger "Rattenball" war... Möglich, vielleicht aber auch nicht. Ich hab eben heftiges Gequieke aus heiteren Himmel gehört, nur die zwei gesehen wie sie eben doch ein Knäul bildeten und danach hab ich auch ein ausgerissenes Fellbüschel gefunden. Zum Glück kein Blut. Meinst du das war zu früh?

Ich hätte her bedenken, dass es dann erst recht zu ernsteren Kämpfen kommt wegen Futterneid oder so was in der Art.

Deswegen sagte ich ja eine große Schüssel oder einen Teller. So können sie sich im Kreis darum aufstellen, ohne sich zu nahe kommen zu müssen.

Möglich, vielleicht aber auch nicht. Ich hab eben heftiges Gequieke aus heiteren Himmel gehört, nur die zwei gesehen wie sie eben doch ein Knäul bildeten und danach hab ich auch ein ausgerissenes Fellbüschel gefunden. Zum Glück kein Blut. Meinst du das war zu früh?

Das hört sich jetzt doof an, ich weiß, aber das kann ich anhand einer Beschreibung nicht sagen. Man muss das sehen, um da sagen zu können, ob das Trennen richtig war oder ob es vertretbar gewesen wäre, sie weitermachen zu lassen.

Es ist wirklich extrem schwer, wenn man keine Erfahrungen dahingehend hat.

Um das Ganze jetzt noch verwirrender für dich zu machen, versuche ich mal zu erklären, was ich meine: Wenn zwei Ratten, die sich echt nicht mögen und die ein Knäuel bilden, das sich beißt, um den jeweils anderen ernsthaft zu verletzen oder gar zu töten, sieht das ganz anders aus, als zwei Ratten, die sich im Grunde mögen und gerade ein Knäuel bilden, weil das "Rumboxen und -schubsen" eskaliert ist.

Genauso kann ein erfahrener Rattenhalter nach den ersten 10 Sekunden beim ersten Zusammentreffen sagen, ob die Inti eine Zukunft hat oder ob es keinen Sinn macht, auch nur eine Minute lang weiter zu machen.

Wenn zwei Ratten sich - aus welchen Gründen auch immer - von grundauf nicht mögen, dann sieht man das einfach. Man sieht diese Antipathie, die vorhanden ist. Ist wirklich schwer zu beschreiben.

Aber warte es nur ab: Ich ein paar Jahren wirst du hier Inti-Ratschläge geben und bist erfahren genug auf dem Gebiet.

Gut, werde es dann mit nem Pizzateller probieren. Wenns da noch Zoff gibt hat einer eindeutig was dagegen, vom selben Teller zu fressen wie die Konkurrenz.

Nein, hört sich eigentlich nicht doof an.
Ich hab die Frage auch nur auf gut Glück gestellt, weil ich nachvollziehen kann, dass man das sehen muss. (Vergleiche ich mal blöderweise mit den Computerproblemen meiner Mutter, die ich am Telefon für sie lösen soll...)

Wow, so schnell?
Ist ja krass. Allein wenn mir das jemand nach 10 Minuten sagen könnte, würde ich immer noch Bauklötze starren.

Dann hoffen wir mal, dass du Recht behältst, dass ich in ein paar Jährchen erfahren genug sein werde. Es soll ja auch notorische Nicht-Lerner geben.
Wie gesagt, eine gute Menschenkenntnis habe ich bisher auch noch nicht, vielleicht klappt es ja bei meinen Vierbeinern besser.

Eine gute Menschenkenntnis besitze ich auch nicht.
Aber bei Tieren gelingt es mir meistens ganz gut, mich in sie hinein zu versetzen.

Dass du ein notorischer Nicht-Lerner bist, glaube ich nicht. Du nimmst ja immer alle Ratschläge an und verbesserst deine Haltung ja fortwährend (z.B. indem du aus dem Böcke-Duo ein Rudel machst). Nein, Nicht-Lerner finden Ratschläge doof und jeden, der sie gibt. So jemand bist du nicht.

Naja ich werd aus dem Verhalten meiner Kuschelbälle auch nicht immer schlau (Vielleicht sollte ich da auch mal einen Thread aufmachen und fragen...). Hoffe, das wird noch besser und nicht so wie bei meiner Mutter, die halt ein Tier so dermaßen vermenschlicht und denkt, sie wüsste dann wie der Hund fühlt oder was er denkt...

Bei Nicht-Lernern dachte ich eher an die Fraktion, die sich zwar bemühen, es aber schlichtweg einfach nicht schaffen.
ICh weiß zB dass ich in manchen Sachen einfach länger brauche. Zumindest habe ich das sehr deutlich an der Schule gesehen. 7. Klasse Geometrie: Konkruente Dreiecke - Hab mir von 5 Leuten erklären was es ist, hab am Ende ein 6 geschrieben bei dem Thema. Drei Jahre später behandeln wir in Mathe ein Thema, das darauf aufbaut und bing, hatte ich es plötzlich kapiert. Keine Ahnung woher das plötzlich kam.

Das würde ich aber doch noch unter Erfahrung verpacken.

Ich halte nun seit 10 Jahren Ratten und ich lerne trotzdem jeden Tag was Neues dazu. Der Satz "Man lernt nie aus" ist zwar abgedroschen, aber wahr. Und bzgl. der Tierhaltung wahrer, als alles andere.